Erreger und Infektion

Lepra ist eine chronische, vom Alter unabhängige Infektionskrankheit, die durch das Mycobacterium leprae, einem nahen Verwandten des Tuberkulosebakteriums, verursacht wird. Dieser Erreger wurde 1873 vom norwegischen Arzt G. H. Armauer Hansen entdeckt.

Die grampositiven (d. h. sie werden bei Einfärbung dunkelblau), säurefesten Stäbchen breiten sich sehr langsam innerhalb der menschlichen Zellen aus - im Gegensatz zu anderen Bakterien brauchen sie Wochen statt Minuten und Stunden. Die Inkubationszeit beträgt einige Monate bis zu 20 Jahren, liegt in der Regel aber zwischen 2 - 4 Jahren. Die ideale Temperatur für den Erreger liegt bei ca. 35 Grad-C, d. h. er braucht zu seiner Vermehrung kühlere Körperregionen. Deshalb werden Hände, Füße, Ohren, Nase und Lippen zuerst befallen.

Besitzt man ein starkes Immunsystem, kann der Körper die Vermehrung des Bakteriums selbst eindämmen. Man erkrankt an der leichteren tuberkuloiden Form. Ist das Immunsystem schwach, können sich die Bakterien fast ungehemmt vermehren. Es tritt die schwerste Form, die lepromatöse Lepra, welche unbehandelt zum Tod führt, auf. Es ist sehr schwierig das Bakterium außerhalb des menschlichen Organismus zu züchten. Man kann Lebendkulturen aus gewonnenem Material entweder in lebenden Armadillo Gürteltieren (dem bisher einzigen Tier, das auch von Lepra befallen werden kann) oder im sog. Mäusepfoten-
Abdruck züchten. Auf künstlichen Nährböden ist eine Vermehrung unmöglich, was für die Entwicklung eines Impfstoffes ein schwerwiegendes Hindernis darstellt.

Selbst nach 100 Jahren Forschung ist der genaue Übertragungsweg noch immer nicht ganz klar. Man nimmt an, dass, neben dem direkten Langzeit-Körper-Kontakt, die transnasale - d. h. über die Nasenschleimhaut - Tröpfcheninfektion der wahrscheinlichste Übertragungsweg ist.
Die Infektion ist von vielen Faktoren wie z. B. schlechte Ernährung, Platzmangel, unzureichende Hygiene und der körpereigenen Abwehr abhängig und nicht eindeutig geklärt. Es stellt sich auch die Frage, warum nur bei 5 - 10 % der Bevölkerung die Krankheit ausbricht und beim einen völlige und beim anderen gar keine Resistenz gegen den Erreger vorliegt.